Die Pfarrei St. Simon und Judas Thaddäus in Unterelsbach ist wahrscheinlich vom Kloster Wechterswinkel gestiftet und dotiert (= mit einer Pfründe ausgestattet) worden. Die Zeit der Errichtung der Pfarrei ist nicht mehr bekannt, doch hatte Unterelsbach schon im Jahre 1453 eine eigene Pfarrkirche. Das Präsentationsrecht (den Pfarrer vorzuschlagen) war dem Kloster Wechterswinkel vorbehalten und wurde, solange das Kloster bestand, durch die Äbtissin und den Konvent, nach der Aufhebung des Klosters durch die Oberpröpste ausgeübt.
Älteste Teile der Kirche
Der älteste Teil der Kirche ist der Turm. Er wurde für 250 fl (Gulden) im Jahre 1615/1617 erbaut. Im Aufbau ist er dreigeschossig. Im Untergeschoss befindet sich ein Tonnengewölbe. An der Ostseite wie an der Südseite sehen wir je ein Spitzbogenfenster und im Obergeschoss spitzbogige Schallfenster mit nachgotischem Maßwerk. Er schließt ab mit der Echterturmspitze.
In einem alten Gedenkbuch der Pfarrei aus dem Jahre 1810 wird berichtet:
„Die hiesige alte Kirche war ein kleines und finsteres Gebäu; der altar stund gegen Osten, das damalige Leuthaus ware das Presbyterium (Chorraum). Man glaubte, sie möchte vom Fürsten Julius erbaut worden seyn, weilen dieses Wappe eingehauen auf einem grosen Steine in der Kirchenmauer sichtbar ware."
Betrachten wir die Bemalung im Turminneren, so fallen uns zwei Fresken rechts und links des Südfensters auf. Es sind dies die hl. Kirchenväter Hieronymus und Papst Gregor d. Große, die zusammen mit zwei weiteren Kirchenlehrern, etlichen Propheten und den vier Evangelisten den damaligen Chorraum schmückten.
Decken- und Wandgemälde lassen sich an freigelegten Stellen noch erkennen. Ausgestattet war das Langhaus der alten Kirche mit einem Hochaltar sowie einem Marienaltar und einem Apostelaltar. Von dieser Ausstattung ist leider nichts erhalten geblieben.
Im Turmgewölbe steht heute der alte Taufstein mit verzinktem Kessel aus dem Jahre 1612. Er befand sich schon in der alten Kirche direkt vor dem Chorraum. Die Ostseite des Chorraumes zieren eine Figur des hl. Josef und eine Strahlenkranzmadonna, die bei Prozessionen mitgetragen wurden.
Die Kanzel gehörte ebenfalls bereits zur Einrichtung der alten Kirche. Sie wurde von einem Rhöner Künstler aus Eichenholz gefertigt. Verziert ist sie mit den Figuren der vier Evangelisten, einem Arm mit dem Kreuz, und unter dem Himmel die Hl.-Geist-Taube; an der hinteren Wand das durchbohrte Herz mit dem Kreuz, rechts und links zwei Engel. Seitlich unterhalb der Kanzel befindet sich der in die Wand eingebaute Beichtstuhl.
Die Figuren der Kirchenpatrone
St. Simon und St. Judas Thaddäus befinden sich links und rechts vom Chorbogen. Auch sie gehörten wahrscheinlich zur Einrichtung der alten Kirche. Die Attribute in ihren Händen, das Buch bzw. das Bild Jesu, weisen sie als Apostel aus. Die Säge, bzw. die Keule bezeichnen sie als Märtyrer. Mit diesen Gegenständen wurden sie ihres Glaubens wegen umgebracht.
Im Gedenkbuch der Pfarrei wird 1810 berichtet:
„Mit dem Zunehmen der Gemeinde fing diese alte Kirche an für das Pfarrspiel zu klein zu werden, dieses würde aber noch bey weiten keinen neuen Kirchenbau bewürket haben, wenn nicht Baufälligkeit eingetreten ware.
Im Jahre 1809 wurde sie nach geschehener amtlicher Besichtigung gestüzelt. Nicht wenig murrte hierüber ihre Gemeinde, weilen sie nun einsah, daß dem Laste einer neuen Kirche zu bauen nicht mehr auszuweichen seye. Nach Verlauf wenig Zeit kam die höchste gnädigste Entscheidung das alte Gotteshaus solle eingerissen, und schnelle zur Erbauung eines Neuen geschritten werdten. Hiesige Gemeinde, welche desen Baulast nicht via juris von sich schieben konnte, kame bittend bey höchster Stelle ein, und hatte die hohe Gnade 4000 fl (rheinische) zu ihrem Kirchbau zu erhalten."
Die alte Kirche wurde am 20. März 1810 von Dorfbewohnern eingelegt, der Bauplatz planiert. Die Mauersteine stammten vom hiesigen Hartberg, das Eichenholz wurde im Gemeindewald geschlagen und das Fichtenholz kam aus verschiedenen umliegenden Gemeinden. Am 2. Juni 1810 konnte der Grundstein, der sich unter dem rechten Chorbogen befindet, für die neue Kirche gelegt werden. Die Bauarbeiten unter Baumeister Schauer von Saal gingen zügig voran.
Kauf des Hochaltares
Im August 1811 strichen der damalige Pfarrer Schwab zusammen mit dem Kirchenpfleger Vitus Handwerker und dem Schullehrer Michael Ziegler den Hochaltar vom Zisterzienserkloster aus Maria Bildhausen für 80 fl (Gulden) ein. Michael Ziegler war 41 Jahre Schullehrer in Unterelsbach. Er starb 1847. Sein Grabstein ist im Friedhof aufgestellt.
Pfr. Schwab berichtet 1811 in dem Gedenkbuch der Pfarrei: „Am 12. August 1811 wurde dieses Altar, wobey ich selbst gegenwurtig ware, von Sebastian Büttner, Mitnachbar von hier mit Beyhülfe einer großen Anzahl von hiesigen jungen Männern und Burschen eingelegt. Hiemit beschäftigte man sich auch noch den 13. August und den 14. August wurde es von den hiesigen Bauern nebst dem Altarsteine und den Altartritten abgeholet.
Dieses waren schwere und sehr gefährliche Arbeiten, doch ist hiebey niemand verunglücket. Den 9. September fing Sebastian Büttner an, dieses Altar unterstutzt von Frönern aufzurichten, welche Arbeit währte bis den 2. October, weilen dieses hohe Altar 1 1/2 Schuh (45 cm) mußten abgenommen werden, und auch manche Stücke die durch Fuhren gelitten, eine Reparatur bedurften, so machte dieses Aufrichten vielen Aufenthalt. Doch freute sich nun alles, wieder ein Altar in der Kirche zu sehen, auf welchem ich nun anfing Messe zu lesen."
Der Hochaltar
ist in seinem Aufbau eine sechssäulige Anlage, ca. 8 Meter breit und ca. 10 Meter hoch, mit seitlichen Durchgängen. Zwischen den Säulen sehen wir die Figuren des hl. Bernhard und des hl. Robert, Gründergestalten des Zisterzienserordens. Neben den Durchgängen stehen auf hohen profilierten Sockeln die beiden Statuen des hl. Engelbert und des hl. Kilian. Sie stammen von Johann Josef Keßler und standen ursprünglich in der Zisterzienserabtei Maria Bildhausen getrennt vom Altar an den Stirnseiten der Chorapsis.
Der hl. Engelbert v. Berg, Erzbischof von Köln, ist erkennbar an der Pontifikalkleidung mit erzbischöflichem Pallium, in der rechten Hand einen Kreuzstab, in der linken ein aufgeschlagenes Buch. Er war Namenspatron des Abtes Engelbert Klöpfel von Maria Bildhausen, der den Altar 1740 restaurieren ließ und dessen Wappen sich über dem Altarbild befindet.
In Pontifikalkleidung sehen wir auch den hl. Kilian, den Frankenapostel, in der rechten Hand ein emporgerichtetes Schwert, in der linken Hand einen Bischofsstab. Über dem Hochaltartisch baut sich in reichem Barock von vergoldeten, gewundenen Säulen umgeben und vom Osterlamm gekrönt ein großer Drehtabernakel auf. Rechts und links tragen je drei Säulen das Gesims mit dem Altaraufbau. Auf dem Gesims erhebt sich in der Mitte die Gruppe der Allerheiligsten Dreifaltigkeit mit der Krönung Mariens und den Statuen des hl. Johannes des Täufers, des hl. Petrus, des hl. Paulus und des Evangelisten Johannes.
Das Mittelbild steht im Hintergrund in ca. 1 Meter Abstand. Es stellt die Himmelfahrt Mariens dar und gleicht dem Hochaltarbild in der Zisterzienserabtei Bronnbach bei Wertheim, das im Jahre 1670 von dem im fränkischen Raum außerordentlich geschätzten Meister Oswald Onghers gemalt wurde.
Um 1900 hatte es der damalige Pfarrer Wenzel mit einem Herz-Jesu-Bild übermalt. Es sollte die Illustration sein zu dem Wort des Herrn: „Kommet alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid."
Der Maler Hauschild aus Würzburg restaurierte das alte Gemälde und stellte es in seiner ursprünglichen Gestalt wieder her. Leider war beim Abnehmen die Leinwand mitten entzwei gerissen (was leider noch erkennbar ist), und der Rahmen hatte viele schadhafte Stellen. Der Hochaltar wurde im Laufe der Jahrzehnte mehrmals restauriert, zuletzt durch Peter Baumgartner aus Saal.
Die beiden Nebenaltäre
stammen aus der Totengruft des ehemaligen Stephansklosters in Würzburg. Es sind zweisäulige Aufbauten. Der linke Altar zeigt das Bild der Kreuzigung Jesu. Ursprünglich standen zwei weitere Figuren links und rechts vom Altar. Diese Statuen von St. Stephanus und von St. Laurentius wurden von Pfr. Schinke veräußert. Auf dem Altartisch steht heute eine Pieta, die von den Bildhauern Sebastian und Johann Büttner im Jahre 1785 für eine Feldkapelle am Waldesrand gefertigt wurde. Pfr. Schinke ließ sie restaurieren und brachte sie von dort in die Kirche, damit sie nicht gestohlen werde.
Der rechte Nebenaltar zeigt ein Schutzengelbild, das vermutlich vom fürstbischöflichen Hofmaler Oswald Onghers gemalt wurde. Darüber ist das Wappen des Klosters St. Stephan angebracht.
In dem Gedenkbuch der Pfarrei wird 1814 berichtet: „Sebastian Büttner vom Dorf legte 1814 die Nebenaltäre in der Totengruft des Stephansklosters ein, und brachte sie durch Salzbauer nach Münnerstadt, wo sie Leute aus dem Dorf abholten. Herr Büttner stellte die Altäre in der Kirche auf.“
Die Stationsbilder
des Kreuzweges stammen wahrscheinlich aus der Werkstatt des Grabfeldmalers Johann-Peter Herrlein (1722—1799). Er ist einer der berühmtesten Maler, die die Rhön hervorgebracht hat.
Seiner künstlerischen Begabung entsprangen viele Deckengemälde, Altarbilder und Kreuzwege in den umliegenden Kirchen. Bevorzugte Themen waren die Himmelfahrt Mariens, das letzte Abendmahl und die Anbetung der Hl. Drei Könige. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Findelbergfriedhof in Saal a. d. Saale.
Die Stationsbilder sind volkstümliche Darstellungen des Leidensweges Christi, wie sie in vielen Kirchen der Rhön zu finden sind. Die Bilder waren im 19. Jahrhundert durch neugotische Stationen ersetzt worden und kamen erst 1906 zurück in den Kirchenraum.
1906 wird im Gedenkbuch der Pfarrei berichtet:
„Die neuen Stationen wurden 1906 geweiht. Diese waren schon früher aufgehängt, wurden aber durch Pfr. Kuhn verdrängt und durch kleinere ersetzt.
Die Rahmen der Ersteren waren nicht mehr vorhanden, sodaß sie ohne diese im Turm herumflogen, beschmutzt und lädiert. Polizeidiener Maisch Kaspar machte den Pfarrer darauf aufmerksam. Er reinigte sie, zog sie wieder gehörig auf und ergänzte die abgesprungenen Farbstellen.“
Die Orgel
Nach dem Bau der neuen Kirche wurde 1812 die alte kleine Orgel an den Orgelmacher Johann Schneider von Allmus zurückgegeben und durch Zugabe von 400 fl eine neue Orgel gekauft. Diese wurde 1977 in ihren Originalfarben restauriert.
Die Deckengestaltung
in der jetzigen Form sollte schon im Jahre 1939 vorgenommen werden. Wegen des Zweiten Weltkrieges konnte jedoch erst am 18. August 1953 mit der Renovierung begonnen werden. Durch die Währungsreform blieb von den gesammelten Spendengeldern in Höhe von 30.000 Mark nur noch der zehnte Teil, 3.000,- DM, übrig.
Auf der Kassettendecke sind in den Eckfeldern die Symbole der vier Evangelisten dargestellt. Der Pelikan im Mittelstück ist mit den Jesuworten: „So sehr hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen Sohn für sie hingab“ eingerahmt. An den Sinn des Menschenlebens erinnert das Heilandwort über dem Chorbogen: „Was kann der Mensch geben für seine Seele.“ In der rückwärtigen Kassette über der Orgel mahnt das Jesuwort: „Wer sein Leben liebt, wird es verlieren“.
Für die Gemeinde Unterelsbach ist die Pfarrkirche der Mittelpunkt ihres religiösen Lebens, in der sie ihre Gottesdienste feiert. Für jeden Besucher ist sie ein Ort der Stille und der Anbetung.
So halte inne, lieber Wandersmann oder Gast von nah und fern, denn wichtiger als die Bewunderung all dieser Sehenswürdigkeiten ist es, Zeit und Ruh’ für ein Gespräch mit Gott zu finden.
Das Vortragekreuz stammt aus dem Jahre 1654.
Quellenangabe:
In Absprache mit Fr. Dr. Faber vom Bayer. Landesamt für Denkmalpflege stellte Gemeindereferentin Frau Evi Warnke für die Pfarrgemeinde Unterelsbach 1994 einen Kirchenführer zusammen, der in einer Auflage von 500 Exemplaren schnell vergriffen war.
Die Fotos erstellte Herr Uwe Gaasch aus Memmelsdorf.
Texte und Bilder sind ausschließlich diesem Dokument entnommen.